|
Die Gründung des Turnverein
Strullendorf am 1. Mai 1965 gingen zwei für die Gemeinde Strullendorf
wichtige schulpolitische Ereignisse voraus. Da die Einwohnerzahl der Gemeinde
sich auf ca. 2500 im Jahr 1960 erhöht hatte, war ein Neubau der Volksschule in
Strullendorf notwendig geworden. Dieser wurde 1956 seiner Bestimmung übergeben.
Fünf Jahre später war die dazu gehörende Schulturnhalle an der Kalterfeldstraße
eingeweiht worden.
Um diese nun mit sportlichen
Leben zu erfüllen und um Frauen- und Männerturnen in Strullendorf populär zu
machen, fanden sich neben dem späteren 1. Vorsitzenden, dem Gemeinde- und
Kreisrat Johann Kappl, noch weitere 33 Turnfreunde zur Gründungsversammlung ein.
Dass der Turnverein eine wahre Marktlücke entdeckt hatte, zeigte sich schon ein
halbes Jahr später, als die Mitgliederzahl auf 70, ein Jahr später auf 180
angewachsen war. Etwas förmlich ging es schon noch zu in den Anfangsjahren, denn
da wurde nicht nur die 2. Vorsitzende gewählt, diese war die Grundschullehrerin
Margot Schimmer - heute Ehrenmitglied des Vereins - sondern auch die sogenannten
Vorturner, Fritz Spörlein und Erika Lau waren die ersten. Bis zu ihrem frühen
Tod 1978 hat Erika Lau die gesamte Mädchenturnabteilung aufgebaut und
hervorragende Arbeit für den Turnverein geleistet. Dieser fand gerade unter zwei
Bevölkerungsgruppen Strullendorfs großen Anklang - den Frauen und den Kindern.
1979 waren von insgesamt 371 Mitgliedern 217 Kinder, 43 Jugendliche und 100
Frauen. Sport im Turnverein war auch deshalb so beliebt, weil den jungen
Sportlern von Anbeginn an die Gelegenheit gegeben wurde, an Wettkämpfen
teilzunehmen. Kreisschwimmfeste, Gaukinderturnfeste und
Leichtathletik-Meisterschaften wurden regelmäßig und erfolgreich besucht und
ausgezeichnete Ergebnisse erzielt. Der rege Mitgliederzustrom brachte jedoch
auch bald große Probleme mit sich, denn einerseits trainierten bis zu 50 Kindern
in einer Sportstunde, andererseits war die Schulturnhalle so überbelegt, dass
schon 1973 Bürgermeister Weiß, einige Gemeinderäte und die Vorstandschaft
zusammen kamen, um über eine Erweiterung der Schulturnhalle zu diskutieren.
Völlig überraschend
verstarb am 21. Februar 1974 der 1. Vorsitzende Johann Kappl, und seine
Stellvertreterin, Gunda Sauer, leitete den Verein ein Jahr lang, bis Claus Kappl
1975 zum Vorstand des Turnvereins gewählt wurde.
Sehr entscheidend für die Entwicklung des Vereins war die Fertigstellung der
Hauptsmoorhalle 1980. Endlich boten sich dem Turnverein Expansionsmöglichkeiten.
Schon ein Jahr vorher war eine Handball-Abteilung für die Mädchen gegründet
worden, nun folgte die Angliederung einer Basketball-Abteilung, und auch die
Tanzsportgruppe hatte ein neues Zuhause. Neben den "normalen" Trainingsstunden
nahmen nun zeitweise fünf Mannschaften des Turnvereins am Spielbetrieb teil. Und
auch die Erfolge blieben nicht aus. unter Abteilungsleiter und Trainer Bertram
Wagner stieg die 1. Herrenmannschaft schon bald in die Bezirksklasse auf, mit
Gaby Schraudner wurde die C-Jugend-Mannschaft der Handballmädchen Meister in der
Kreisliga. Jedoch vernachlässigte der Verein auch den Breitensportbereich nicht.
Mutter- und Kind-Turnen, Aerobic sowie eine TV-Mini-Gruppe wurden angeboten und
angenommen. Seit 1978 fanden jährlich die Leichtathletik-Vereinsmeisterschaften
statt. In den 80er Jahren stieg die Mitgliederzahl auf rund 450 - der Turnverein
hatte sich unter den "großen Vereinen" Strullendorfs etabliert.
Der erfolgreiche Weg des TV
1965 Strullendorf mag einerseits in seinem ausgewogenem Angebot zwischen
Leistungssport und Breitensport begründet sein, sicher aber auch darin, dass
sich der Verein stets bemüht hat, qualifizierte Übungsleiter und Trainer für
seine Mitglieder zu finden.
In den 90er Jahren konnte
zwar das Breitensportangebot erweitert, die Mitgliederzahl bis über 500
gesteigert werden, jedoch lösten sich Handball- und Basketball-Abteilung auf,
auch deshalb, weil es an Nachwuchsspielern in Strullendorf mangelte.
Fragt man nun abschließend
danach, was den typischen Charakter des Turnverein ausmacht, so lässt sich
dieser mit dem Begriff "emanzipiert" wohl am treffendsten beschreiben. Seit der
Vereingründen wurden - mit Ausnahme des 1. Vorsitzenden - fast sämtliche
Vereinsämter von Frauen besetzt, die darin hervorragende Arbeit geleistet haben.
Sie sorgten auch durch eine Fülle geselliger Veranstaltungen - Frauenfasching,
Frauenausflüge, Nikolauskegeln - dass heute Selbstverständliches frühzeitig in
Stullendorf akzeptiert wurde. Als gegen Ende der 70er Jahre Tradition "out" war,
ließ der Turnverein sich - ganz traditionell - anlässlich seines 15-jährigen
Bestehen seine Vereinsfahne weihen. Die Teilnahme an den gesellschaftlichen
Veranstaltungen in der Gemeinde und Großgemeinde Strullendorf war stets eine
Selbstverständlichkeit. Das 25-jährige Vereinsjubiläum beging der Turnverein
dagegen nicht mit einem traditionellen Festkommers, sondern mit einem
Jubiläumsball. Jener Mittelweg zwischen Modernität und Tradition ist ein
Wesenszug der Turnvereine.
|
|